Irgendwie scheint es aus der Mode gekommen zu sein, sich zur CDU zu bekennen – selbst unter CDU-Mitgliedern. Die einen wollen sich aus Angst um den eigenen Machtverlust von der Bundeskanzlerin distanzieren und übersehen dabei, dass Angela Merkel in der Bevölkerung inzwischen gefühlt mehr Anerkennung und Zuspruch erfährt als in den eigenen Reihen. Die anderen hoffen, dass keiner merkt, dass ihr Spitzenkandidat bei der Landtagswahl nicht Winfried Kretschmann heißt und machen den eigenen Spitzenkandidaten Guido Wolf schon mal vorsorglich zum Alleinverantwortlichen für die drohende Wahlniederlage. Manche CDU-Wahlkämpfer an der Basis überbieten sich mit Zuspruch für die AfD – “in Bezug auf die Energiewende/den Euro/die Familienpolitik haben die ja nicht Unrecht” und wundern sich dann, dass sie denn Menschen nicht vermitteln können, warum man “aber” trotzdem CDU wählen sollte.
Von manchen Bürgerinnen und Bürgern bekommen wir zu hören: Ich lehne Merkels Flüchtlingspolitik ab – deshalb wähle ich die AfD. Dass die Stärkung dieser Partei zu Lasten der CDU am Ende einen grünen Ministerpräsidenten im Amt halten könnte und die CDU hinter die Grünen drückt, scheinen viele nicht zu bedenken. Und die Grünen (außer Winfried Kretschmann selbst) werfen der Bundeskanzlerin seit Monaten eine restriktive und inhumane Asylpolitik vor, weil sie sich für sichere Herkunftsstaaten und den Abbau von Fehlanreizen zur Flucht stark macht – da bekommen die AfD-Wähler dann am Ende das genaue Gegenteil von dem, was sie gewählt haben…
Andere sagen uns, Sie wählen Kretschmann, der sei ja Katholik und ein Konservativer. Kretschmann bekommen sie aber nur, wenn sie den Kandidaten der Grünen vor Ort und die Programmatik der Grünen wählen. Sie wählen dann eben nicht nur Kretschmann, sondern eine Partei, deren Jugendorganisation das Gymnasium abschaffen will, deren Verkehrsminister Hermann Umgehungsstraßen ablehnt (und wenn sie noch so sehr den Ortskern von Seckenheim und Ilvesheim entlasten würden), und eine Partei, die alle Kommunen durch die Hintertür zwingt, Flächen für Windräder auszuweisen, egal, ob genug Wind weht oder nicht. Die Kritik an Kretschmann aus den eigenen Reihen ist gerade mit Blick auf die Asylfrage übrigens gewaltig – denn er ist in seinem Handeln oft nah bei der Kanzlerin und sehr weit entfernt von Beschlüssen und Programmen von Bündnis90/Die Grünen. Nur wird das von den Grünen aktuell aus machttaktischen Gründen selbstverleugnerisch verschwiegen.
“Wer Kretschmann wählen will, muss die Grünen wählen wollen,” hat der CDU-Landtagsabgeordnete Georg Wacker kürzlich in einem Interview gesagt. Und dessen muss man sich in der Wahlkabine bewusst sein. Entscheiden sollte der Inhalt – und die Kandidaten vor Ort.
Ich werde in Mannheim-Süd meinen Fraktionsvorsitzenden Carsten Südmersen wählen – weil ich ihn persönlich schätze, weil die CDU bei landespolititschen Themen am ehesten meine eigenen Vorstellungen vertritt – und ja, auch weil ich Guido Wolf als Ministerpräsidenten vorziehen würde. Auch Chris Rihm in Mannheim-Nord und Georg Wacker im Wahlkreis Weinheim haben meine Unterstützung – weil sie sich eindeutig zu ihren Überzeugungen und zu ihrer Partei bekennen, sich inhaltlich klar positionieren, statt sich hinter hohlen Phrasen zu verstecken und nicht ihr Fähnlein im Kampf um das Mandat nach dem Wind drehen.
Ich wähle aus Überzeugung CDU – und Sie?